Bio ist gesund – ein klarer Fall. Sollte man meinen. Bei genauerer Betrachtung dessen, was sich in den letzten Jahrzehnten auf dem Sektor des biologischen Anbaues getan hat, bei näherem Hinsehen auf die Bedeutung des Namens „Bio“ wird einiges deutlicher. Was früher, in den guten alten siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts noch eine Nische war, das Faible einiger Spinner ist heute ein Industriefaktor und wird rund um den Erdball hergestellt.
Was ist übrig geblieben?
Was einstmals sorgfältig in speziellen Domänen gezüchtet und aufgezogen wurde, was sorgsam vor Pestiziden und sonstigen ungesunden Dingen behütet wurde, ist heute schnöde Massenware. Das Etikett „Bio“ ist ein absoluter Garant für Umsatz, es generiert Geld.
Da kommen die Großkonzerne dieses Globus nicht daran vorbei. Und schwupps holen Sie sich mit allen Mitteln die Ihnen zu Verfügung stehen ihren Anteil, versuchen letztlich, – das Gewinnmaximierungsprinzip – den Markt zu übernehmen. Sie haben für ihren Einsatz ausgezeichnetes Werkzeug zur Verfügung. Der Einkauf in Billiglohnländern, der erbitterte Preiskampf, Rationalisierungen.
Der Einsatz von Arbeitskräften aus Billiglohnländern, Massenproduktion. Werbung mit gigantischem Budget, aufwendige Verpackungen. Von Öko ist da nicht mehr viel übrig. Von Bio wohl eben so wenig.
Wie ein Tsunami
Wie ein Tsunami hat die Großindustrie den Ökomarkt aufgerollt. Auf einmal sind die, gegen die man gestern antrat, die Verkäufer des Gedankens, den man vertrat, überall und verdienen sich dabei eine goldene Nase. Die Basic-Biolinie beispielsweise, die in grauen Vorzeiten den ersten Biosupermarkt gegründet hatte, wird in unseren Tagen von einem der Lebensmittelhandelsriesen geschluckt. Und für diese Konzerne zählen eben nur Gewinne. Schnöder Mammon.
Da wird wohl wenig geachtet auf Nachhaltigkeit. Diese muss nur im Bezug auf den Geldfluss gegeben sein. Der sollte allerdings nachhaltig sein. Fast die Hälfte aller deutschen Kunden in den Supermärkten greifen mindestens einmal im Monat zu Bioware, der Anteil macht zwar erst um die 6 Prozent aus, wächst aber in zweistelliger Größenordnung. Der Umsatz liegt bei etwa 6 Milliarden Euro, ein nicht zu verachtender Profit für die Wirtschaft.
Bio macht reich. Biogetreide wird nicht mehr wie früher vor Ort gekauft, wo man die Verkäufer, die Bauern, noch persönlich kannte – nein, heute ersteht es man es an der Börse auf dem Spot-Markt – ganz genauso wie Rohöl oder Schweinehälften. Galt es früher als Zeichen von besonders nachhaltigem Anbau, wenn die Früchte, Kartoffeln, Gurken oder Tomaten ein wenig verformt oder schrumpelig waren, muss Bio heute aussehen wie die andere Ware auch. Nur ein wenig teurer muss sie sein. Die armen Bauern. Und gesünder ist es doch sicher auch. Sonst würden sie es doch nicht darauf schreiben.